Skip to content

Eiferer in der Wüste

Skulptur des Simon bar Kochba auf der  israelischen Knesset-Menorah in Jerusalem

(Wenn nicht anders angegeben, sind Bibelverse der Schlachter 2000 Übersetzunng entnommen.)

Die Geschichte berichtet von Simon bar Kochba (Sohn des Sterns, in Anlehnung an die messianische Prophezeiung vom „Stern aus Jakob“, 4. Mose 24,17.) Sein eigentlicher Name war Schimon ben Kosiba. Nach seinem Scheitern als Rebell, der den letzten fehlgeschlagenen Aufstand (den Bar-Kochba-Aufstand) von 132 bis 135 v.Chr. gegen das Römische Reich anführte, wurde er in der rabbinischen Literatur in „Bar Koseba“ („Lügensohn“) umbenannt. Als selbsternannter Fürst des jüdischen Volkes in Judäa hatte er alle Juden aufgefordert, ihm im Unabhängigkeitskrieg gegen Rom zu folgen. Er führte diesen Aufstand, weil die Römer vorhatten, auf den Ruinen von Jerusalem (zerstört durch den gescheiterten Aufstand von 66-73 v.Chr,) eine heidnische Stadt (Colonia) namens Aelia Capitolina mit einem dem heidnischen Gott Jupiter geweihten Tempel zu bauen.

Obschon Simon bar Kochba anfänglich von seiner Basis in der judäischen Wüste aus erfolgreich war, kamen er und zahllose weitere jüdische Aufrührer im Endsieg Roms auf brutale Weise ums Leben, als die kaiserlichen römischen Legionen in Übermacht zum Gegenangriff überging und Kaiser Hadrian selber die militärischen Operationen leitete.  Vor seiner Niederlage riefen viele jüdische Gelehrte Simon bar Kochba zum Messias aus, unter ihnen auch Rabbi Akiba, einer der führenden Gestalter der Mischna (Auslegung der mündlichen Tora).

Bar Kochba richtete seinen religiösen Eifer von der Wüste aus gegen einen ausländischen Feind von außen – das Imperium Romanum. Seiner Vision nach konnte der messianische Friede nur dann herrschen, wenn die fremde ausländische Bsatzungsmacht vertrieben und Zion somit befreit wurde.

Bar Kochba verglichen mit Johannes dem Täufer

In seinem religiösen und messianischen Eifer in der Wüste ähnelte Bar Kochba seinem Landsmann Johannes dem Täufer, der ungefähr 100 Jahre vor ihm gelebt hatte. Sie waren zwar ähnlich in ihrem Eifer, unterschieden sich aber in ihrem Verständnis des fundamentalen Problems und somit auch dessen Lösung. Ein Vergleich zwischen diesen beiden Rebellen wird uns helfen, konkurrierende Vorstellungen der menschlichen Situation und das Angebot einerAntwort darauf durch das Evangelium besser zu verstehen.

Johannes der Täufer in weltlicher Geschichte

Johannes der Täufer ähnelte Bar Kochba in seiner kraftvollen Persönlichkeit und wird in Filmen stets als rauer Kerl dargestellt

Johannes der Täufer sorgte zudem für manche Kontroverse und zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Flavius Josephus, der jüdische Historiker des ersten Jahrhunderts n.Chr., bezieht sich auf ihn mit folgenden Worten:

„Einige Juden aber meinten, dass der Untergang von Herodes’ Heer eine gerechte Strafe Gottes zur Vergeltung für (sein Vergehen an) Johannes mit dem Beinamen Täufer war. Diesen hat Herodes nämlich umgebracht, obwohl er ein guter Mann war…  Herodes [fürchtete], er könnte durch seine derart große Überzeugungskraft auf die Menschen einen Aufstand entfachen… Auf diesen Verdacht des Herodes hin wurde er in Fesseln in die schon erwähnte Festung Machairus gebracht und dort hingerichtet.”

– s. Antiquitates Judaicae XVIII 5,2 / 116-119

Josephus erwähnt Johannes den Täufer im Kontext der Niederlage des Herodes Antipas durch einen Rivalen. Herodes Antipas hatte Johannes hinrichten lassen, und Josephus informiert uns, dass Herodes’ spätere Niederlage von den Juden wegen dieser Hinrichtung des Täufers als Gottes Strafgericht gegen ihn betrachtet wurde.

Johannes der Täufer in den Evangelien

Johannes der Täufer nimmt in den Evangelien als Wegbereiter Jesu eine prominente Stellung ein. Lukas, der Verfasser eines der Evangelien im Neuen Testament, präsentiert Johannes den Täufer, indem er ihm durch Querverweise auf andere, in der damaligen Geschichte gut bekannte historische Persönlichkeiten einen festen Platz einräumt.

1Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus aber Vierfürst von Ituräa und dem Gebiet von Trachonitis, und Lysanias Vierfürst von Abilene, 2 unter den Hohenpriestern Hannas und Kajaphas, da erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste.

3 Und er kam in die ganze Umgegend des Jordan und verkündigte eine Taufe der Buße [zur Vergebung der Sünden, 4 wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja, der spricht: »Die Stimme eines Rufenden [ertönt] in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade eben! 5 Jedes Tal soll ausgefüllt und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und das Krumme soll gerade und die holprigen Wege eben werden; 6 und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.«”

Lukas 3,1-6

Matthäus erhärtet den Bericht des Lukas und fasst die Botschaft Johannes des Täufers wie folgt zusammen:

1 In jenen Tagen aber erscheint Johannes der Täufer und verkündigt in der Wüste von Judäa 2 und spricht: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!”

Matthäus 3,1-2

Die Perspektive des Evangelisten Johannes

Johannes sah unser grundlegendes Problem in uns selbst. Darum rief er in seiner Verkündigung die Zuhörer zur Buße auf. „Buße” (metanoia im Griechischen) bedeutet „ändere (= meta), (deinen) Sinn (= noia)”, d.h. Sinneswandlung oder Umkehr. Die dramatische „Metamorphose” einer Raupe, die ihre Gestalt (morphe) in die eines Schmetterlings umwandelt, kann hier als Illustration dienen. 

Das bedeutet, wie Johannes predigte, eine so dramatische Sinneswandlung, dass sie unsere Lebensweise verändert. Dies geschieht nicht, indem wir eine Regierung stürzen oder Ausländer bekämpfen, wie bar Kochba meinte, sondern, indem wir mit anderen – wer sie auch sein mögen – in mitfühlender und rechtmäßiger Weise Umgang haben. Eine solche Buße würde uns für den Weg des Herrn vorbereiten. Nach Auffassung des Johannes können wir ohne diese Buße das Reich Gottes weder sehen, begreifen oder verstehen, oder Gottes „Vergebung” erfahren.

Sündenbekenntnis in unserer Buße

Ein Hinweis auf wahre innere Buße (Umkehr oder Sinneswandlung), wie Johannes sie verlangte, wird hier beschrieben:

5 Da zog zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und das ganze umliegende Gebiet des Jordan, 6 und es wurden von ihm im Jordan getauft, die ihre Sünden bekannten.”

Matthäus 3,5-6

Das steht in völligem Gegensatz zu dem, was an anderer Stelle in der Bibel berichtet wird, und zwar von Adam und Eva. Nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten, heißt es:

… (sie) versteckten sich vor dem Angesicht Gottes des Herrn.”

1.Mose 3,8

Seither neigen wir ganz von Natur aus dazu, unsere Sünden zu verbergen und tun so, als hätten wir nichts Verkehrtes getan. Wir finden es fast unmöglich, unsere Sünden zu bekennen und Buße zu tun, weil wir unsere Schuld und Schande nicht zugeben wollen – wir würden lieber alles andere vorziehen, nur nicht dies. Johannes aber legte gemäß seiner Überzeugung und Botschaft fest, dass Buße und Sündenbekenntnis die wesentiche Vorbereitung für die Menschen sind, damit sie das kommende Reich Gottes erfahren können.

Warnung an die religiösen Führer, die keine Buße tun wollten

Obwohl einige ihre Sünden bekannten, weigerten andere sich, aufrichtigen Herzens ihre Sünden zuzugeben und sie zu bekennen. Das Matthäusevangelium sagt:

7 Als er aber viele von den Pharisäern und Sadduzäern zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Schlangenbrut! Wer hat euch eingeredet, ihr könntet dem zukünftigen Zorn entfliehen? 8 So bringt nun Früchte, die der Buße würdig sind! 9 Und denkt nicht, bei euch selbst sagen zu können: »Wir haben Abraham zum Vater«. Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken! 10 Es ist aber auch schon die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum nun, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen!”

Matthäus 3,7-10

Pharisäer und Sadduzäer, die Gesetzeslehrer der jüdischen Religion, waren beflissen darauf bedacht, sämtliche religiösen Pflichten (Gebete, Fasten, Opfer usw.) einzuhalten, wie sie im Gesetz vorgeschrieben wurden. Alle waren der Meinung, dass diese Führer mit ihrer ganzen religiösen Gelehrsamkeit und ihren Anstregungen sich doch der Anerkennung Gottes sicher sein dürften. Johannes aber nannte sie eine „Schangenbrut” und warnte sie vor dem zukünftigen Feuergericht des Zornes Gottes!

Warum? 

Weil sie keine „Früchte, die der Buße würdig sind”, hervorbrachten, bewiesen sie ihre wahre Unbußfertigkeit. Sie hatten ihre Sünden nicht bekannt, sondern sie stattdessen hinter der Einhaltung religiöser Pflichten zu verbergen versucht. Ihr religiöses Erbe, so gut es sein mochte, hatte sie stolz anstatt bußfertig werden lassen.

Früchte, die der Buße würdig sind

Mit Sündenbekenntnis und Buße ergibt sich die Erwartung eines veränderten Lebens.  Die Menschen fragten Johannes den Täufer, wie sie denn Früchte der Buße vorweisen könnten; und er sagte es ihnen:

10 Da fragte ihn die Menge und sprach: Was sollen wir denn tun? 11 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, der mache es ebenso!

12 Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als was euch vorgeschrieben ist!

14 Es fragten ihn aber auch Kriegsleute und sprachen: Und was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Mißhandelt niemand, erhebt keine falsche Anklage und seid zufrieden mit eurem Sold!”

Lukas 3,10-14

War Johannes der Christus?

Wegen seiner vollmächtigen Verkündigung fragten sich viele Leute, ob er nicht der Christus sei. Die Evangelien berichten von dieser Diskussion wie folgt:

15 Da aber das Volk in Erwartung stand und alle in ihren Herzen sich wegen Johannes fragten, ob er vielleicht der Christus sei, 16 antwortete Johannes allen und sprach: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin nicht würdig, ihm seinen Schuhriemen zu lösen; der wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. 17 Er hat die Worfschaufel in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen! 18 Auch mit vielen anderen Ermahnungen verkündigte er dem Volk die frohe Botschaft.”

Lukas 3,15-18

Johannes der Täufer in der Prophetie

In seiner Ungebundenheit zog Johannes eine eher raue Bekleidung vor sowie Nahtrung, die er in der wilden Natur vorfand. Das war allerdings nicht nur auf seine Gesinnung zurückzuführen, sondern sollte auch ein bedeutsames Zeichen setzen. Der Prophet Maleachi schloss das Alte Testament 400 Jahre zuvor mit folgenden Worten:

Siehe, ich sende meinen Boten, der vor mir her den Weg bereiten soll; und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Bote des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr der Heerscharen.” 

Maleachi 3,1

23 Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe der große und furchtbare Tag des Herrn kommt; 24 und er wird das Herz der Väter den Kindern und das Herz der Kinder wieder ihren Vätern zuwenden, damit ich bei meinem Kommen das Land nicht mit dem Bann schlagen muss!”

Maleachi 3,23-24 (400 v.Chr.)

Elijah war ein früherer Prophet, der ebenfalls in der Wüste gelebt und sich dort ernährt hatte. Zudem trug auch er…

… einen Mantel aus Ziegenhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. ”

2. Könige 1,8
Zeitlinie von  Johannes dem Täufer samt denen, die seine Mission voraussahen

Das heißt, dass Johannes der Täufer in dieser Weise lebte und sich kleidete, weil er als Wegbereiter Jesu verstanden werden sollte, der der Prophetie nach im Geiste Elias kommen würde. Seine Bekleidung, seine Lebensart und seine Nahrung in der Wüste deuteten an, dass er nach Gottes vorausgesagtem Plan gekommen war.

Zusammenfassung

Johannes der Täufer war erschienen, um die Menschen auf das kommende Reich Gottes vorzubereiten. Er brachte ihnen jedoch weder neue Gesetze, noch führte er sie in einen Aufstand, wie bar Kochba es getan hatte. Das zu tun ist ziemlich viel schwieriger als sich an strenge Gebote zu halten oder an einem Aufruhr teilzunehmen; denn hierbei werden uns die eigene Schande und Schuld vor Augen geführt.

Die damaligen religiösen Führer konnten sich nicht zum Bekenntnis ihrer Sünden und zu einem Gesinnungswandel durchringen, Stattdessen benutzten sie ihre Religion, um ihre Sünden zu verdecken. Einhundert Jahre später gebrauchten sie wiederum ihre Religion, um einen Aufstand unter bar Kochba anzuzetteln, der dann fehlschlug. Ihre Entscheidung gegen persönliche Buße (Sinnesänderung, Umkehr) bewirkte, dass sie darauf unvorbereitet waren, den Christus (Messias) zu erkennen und das Reich Gottes zu erfahren. Die Warnung Johannes’ des Täufers ist für uns heute noch genauso relevant wie damals. Er besteht darauf, dass wir unsere Sünden bekennen und Buße tun (uns davon abwenden und Christus zuwenden).

Nur so sind wir in der Lage, das Reich Gottes zu erfahren, das unter anderem von Johannes dem Täufer in der Taufe Jesu – die wir als Nächstes betrachten wollen – eingeführt wurde.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *